„In meinem Herzen, in meinem Kopf, in meiner Seele gibt es das Lager immer noch“
Marek Dunin-Wasowicz
(Zeugenaussage am 28.6.2022)
In Hamburg lief von Oktober 2019 bis Juli 2020 ein Gerichtsprozess gegen einen ehem. KZ-Wachmann und SS-Angehörigen. Die Anklage lief auf Beihilfe zum Mord in über 5000 Fällen. In Itzehoe wurde im Oktober 2021 der Prozess gegen eine Sekretärin und Angehörige des SS-Gefolge eröffnet, wegen Beihilfe zum Mord in über 11.000 Fällen. Vor dem Prozessauftakt hatte sie versucht zu fliehen. Beide Täter*innen arbeiteten im KZ Stutthof. Überlebende des Lagers sagten als Zeug*innen aus, reisten teilweise extra an, sie beschrieben die Bedingungen und schilderten ihre Erinnerungen.
Die Urteile: 2 Jahre auf Bewährung.
Zu beiden Prozessen mobilisierten Neonazis und drückten den Angeklagten ihre Unterstützung aus. Antifaschist*innen beobachteten die Prozesse. Es gab Medienecho.
Was berichteten die Überlebenden, was ist ihnen wichtig?
Wie wird nationalsozialistische Täterschaft in deutschen Gerichten heute verhandelt?
Was lässt sich daran erkennen über den Zustand der vermeintlichen Aufarbeitung der Verbrechen und der deutschen Gesellschaft heute?
Im Vortrag wird ein kurzer Abriss gegeben, wie sich die Rechtspraxis in der juristischen Strafverfolgung von NS-Verbrechen entwickelt hat. Die Referent*innen werden Hintergrundinformationen zu den Prozessen liefern und von Eindrücken aus dem Gerichtssaal berichten. Zentral werden dabei die Aussagen der Überlebenden sein. Es werden Filmausschnitte aus dem Dokumentarfilm „Fritz Bauers Erbe – Gerechtigkeit verjährt nicht“ gezeigt. Zuletzt wird es darum gehen, was diese aktuellen Prozesse, deren jetziges Zustandekommen, deren Ablauf, die Dynamiken im und um den Gerichtssaal und die gesellschaftliche Rezeption der Prozesse aussagen über die deutsche postnationalsozialistische Gesellschaft.
Wo & Wann:
Donnerstag, 25.5.2023
Einlass 18:00
Beginn 18:30 Uhr
Rote Flora
Oberer Saal
Einlass über den Seiteneingang (wenn man vorm Gebäude steht, rechts; nicht über die Flokü)
Bitte macht einen Corona-Selbsttest, bevor ihr zur Veranstaltung kommt. Wir werden auch einige vor Ort haben.
Der Raum ist nur über Treppen erreichbar. Wenn du Fragen dazu hast, oder wir unterstützen können, den Raum trotzdem barriereärmer zu machen, schreib uns gerne: antigravitationistische@nadir.org